NIEDERÖSTERREICH - Südliches Waldviertel - Herzsteinweg

Tour: Herzsteinweg
Region: Südliches Waldviertel
Charakter: Familien- / Wandertour
Dauer: 3 1/2 Stunden
Höhendifferenz: ca. 300 m im Auf- und Abstieg


Charakter: Herzsteinweg, Wald- und Wiesenweg durch das mystische südliche Waldviertel Anreise: über die A1, bei Ybbs/Persenbeug über die Donau, auf der B36 Richtung St.Oswald

Der Herzsteinweg beginnt in St.Oswald. Der Ort liegt auf einer Anhöhe westlich über dem Yspertal. Hier, auf 658 Metern Seehöhe, leben 1.100 Sankt Oswalder. Das Landschaftsbild ist durch viele sanfte Hügel und einen weiten Blick in das Land geprägt. Das südliche Waldviertel ist ein ideales Wandergebiet für Familien. Neben mystischen Steinen und Kultstätten gibt es viele idyllische Wälder und Wiesen zu entdecken.

Die Kirche St.Oswald wurde 1160 erbaut. Einst gehörten neben St.Oswald auch Dorfstetten, Nöchling und Ysper zu dieser Pfarrkirche. Als Markt wird St.Oswald 1230 erstmals erwähnt. 62 Lehen und 26 Hofstätten dienten dem damaligen Landesfürsten. Die ersten Ansiedler kamen aus Süddeutschland, nachdem Karl der Große um 800 die Awaren besiegt und bis an die Leitha und March zurückgedrängt hatte.

Vor der Kirche gibt es einen interessanten Steinbrunnen zu sehen. Dieser wurde vom einheimischen Steinmetz Oswald Renner gestaltet. Der Brunnen wird von dem im Yspertal symbolischen Element Wasser geprägt. Die verschiedenen Flussläufe von Großer und Kleiner Ysper sowie dem Loseneggerbach sind erkennbar. Ausgangspunkt der Tour ist der Kirchenplatz. Von dort geht es die Landstraße entlang Richtung Norden.

Der Herzsteinweg hat die Nr.11. Die entsprechende Karte „Das südliche Waldviertel – Ysper-Weitental“ ist beim Tourismusverband Ysper-Weitental, beim Waldviertel Tourismus und in allen Orten und Gasthöfen der Wanderregion erhältlich. Der Weg zweigt kurz nach dem Ortsende nach rechts ab. Es lohnt ein kurzer Abstecher zum Wackelstein - geradeaus und dann links (20 Meter).

Der Wackelstein hat etwa 22 Tonnen. Er besteht aus dem im Waldviertel typischen Granitgestein der Böhmischen Masse. Die richtige Technik und ausreichend Kraft lassen den Stein tatsächlich zum Wackeln bringen. Tipp: Das Gesäß unter die Mulde des Steins und die Beine fast ausgestreckt dorthin, wo die „Wackelspuren“ der Füsse kein Gras auf der Erde hinterassen haben. Jetzt heißt es drücken, drücken, drücken,....

Während „Kräftige“ den Stein zum Wackeln bringen, rasten Andere in der duftenden, bunten Blumenwiese. Hier wächst beispielsweise das Ackerhornkraut. Weiter geht es zurück zum Abzweig bei der Landstraße und durch die Wiese hinüber zur Kreuzung Altenmarkt-Dorfstetten. Der Weg führt 50 Meter Richtung Dorfstetten und dann rechts in den Wald hinauf.

Nun geht es im angenehm schattigen Wald zunächst ein Stück aufwärts. Zur Hauptmann-Mayer Ruhe, einem abgesicherten Aussichtspunkt, führt ein markierter Abstecher nach rechts.

Der Aussichtspunkt der Hauptmann-Mayer Ruhe sollte in jedem Fall für eine kurze Rast genützt werden. Den Namen hat der Platz von einem einstigen Sommerfrischler, der hier vor etwa 90 Jahren Ruhe und Frieden suchte und fand. Da es auf der ganzen Tour keine Einkehrmöglichkeit gibt, sollte man daran denken eine kleine Jause einzupacken.

Noch heute kommen die Einheimischen und Touristen gerne zu diesem gemütlichen Platz herauf und genießen die Aussicht nach St.Oswald. Im Süden, auf der anderen Seite der Donau, liegt der Hengstberg (571 m). Bei klarem Wetter sieht man von hier bis zum Ötscher.

Wieder zurück zum Abzweig geht es weiter durch den mystischen Wald. Die, für das gesamte Waldviertel so typischen moosbewachsenen riesigen Granitsteine, sind überall zu sehen. Für Kinder wie junggebliebene Erwachsene bieten diese Steine ein Klettervergnügen. Bei Nässe können die Steine allerdings ziemlich rutschig sein.

Vom Yspertal heraufkommend kreuzt der Weg Nr. 34, Herzsteinweg – Yspertal genannt, die Route. Er führt nun mit dem Weg Nr. 11 bis kurz nach dem Herzstein gemeinsam weiter.

Nach kurzem Anstieg erreicht man eine große Blumenwiese. Das Zirpen der Grillen und Summen der Bienen erreicht zeitweise eine beachtliche Lautstärke. Augen zu und entspannen heißt es hier nach einer anstrengenden Arbeitswoche.

Im Hintergrund der Wiese sieht man die Burgsteinmauer (975 m) emporragen. Hinter diesem Berg befindet sich das Kleine Yspertal. Die Burgsteinmauer ist einer der schönsten Panoramapunkte des gesamten Südlichen Waldviertels.

Am Ende der Wiese, östlich vom Bauern Pireitsteiner, befindet sich das „Steinerne Kornmandl“. Es handelt sich bei diesem Stein um einen großen Granitfelsen. Dieser Fels wurde zum Naturdenkmal erklärt. In seiner Form erinnert er an eine Steinpyramide. Die Kanten sind in die Haupthimmelsrichtungen ausgerichtet. Man spricht auch von einem Kalenderstein.

Die Sage erzählt, dass hier einst ein sehr karger Boden war. Dennoch war der ansässige Bauer bereit, sein Glück zu versuchen. So glaubte er daran, dass jeder Saat eine Ernte folgen müsse. Als der Bauer feststellte, dass die Halme mager waren und die Ähren ziemlich leer, wurde er wütend............Zur Erntezeit schickte der Bauer die Magd und den Knecht auf das Feld. Die Arbeit war rasch getan. Wie damals üblich, wurden die Garben zu sogenannten Mandeln – Kornmandln – zusammengestellt. Die Magd und der Knecht gingen dann nach Hause. Als der Bauer die dünnen Mandeln sah, begann er fürchterlich zu schimpfen. Dies konnte der liebe Gott nicht länger anhören.............Der liebe Gott verwandelte zur Strafe die Kornmandln in Steine. Der Bauer merkte dies allerdings erst an jenem Tag, als er die von ihm verfluchten Kornmandln heimholen wollte. Seine Gabel verbog sich, als er die erste Garbe auf seinen Wagen laden wollte. Das Entsetzen des Bauern war groß, als er bemerkte, dass es sich bei den Kornmandln um Steine handelte.

Rechts vom Pireitsteiner Bauernhof führt ein Stichweg hinauf zum Totenkopf-Drachenstein. Die Waldviertler verehrten in früheren Zeiten ihre Steine. Viele Geschichten, manch` schaurigen Inhalts, werden über diese alten Relikte erzählt.

Der Gipfelfelsen, den der gespannte Wanderer erreicht, ähnelt einem riesigen Totenkopf. Die Augenhöhlen des Totenkopfes blicken nach Norden. Die Germanen glaubten, dass im Norden das Totenreich und die Götterburg lagen.

Wie dieser Stein entstanden ist, läßt sich nicht wirklich sagen. Das Waldviertel war einst ein Hochgebirge. Man spricht von einem Urgebirge. Tausende Meter von Gesteinsschichten wurden von der Erosion abgetragen. Nur die „Restlinge“ der harten Gesteinskerne ragen noch empor.

An der Rückseite des Totenkopfes führt eine Holzstiege auf das Haupt hinauf. Gut 10 Meter heißt es zu erklimmen. Die Felsengruppe wird auch „Leben und Tod“ genannt. Der Grund liegt in dem eingehauenen V-Winkel der Schale auf dem Kopf - angeblich ein Frauensymbol. Den Naturliebhaber fasziniert auch die scheinbar direkt aus dem Stein herauswachsende Föhre.

Weiter geht es zum Weißenberg (782 m). Den Gipfel dieses Berges bildet wieder ein Steinplateau. Der Granit hier wird Weinsberger Granit genannt. Es handelt sich dabei um ein Tiefengestein. Dieses ist vor rund 350 Millionen Jahren als granitische Schmelze aus einer Tiefe von 10 bis 12 Kilometern aus der Erdkruste hervorgedrungen und erstarrt.

Vom Gipfel des Weißenberges sieht man hinüber zum Ostrong. Dessen höchster Gipfel ist der Peilstein (1.061 m). Davor befinden sich der Kaiserstein (936 m) und der Sulzberg (852 m). Der Ostrong besteht als einziger Berg im Yspertal aus Schiefergneis. Vor dem Ostrong breitet sich das Große Yspertal aus. An dessen Ende führt die Ysperklamm empor.

Zurück geht es durch den Wald zum Haus Pireitsteiner. Entlang des Waldes führt der Weg weiter zum Haus Windhager. Über die weitläufigen Wiesen wandert man zu einem der Höhepunkte der Wanderung, dem Herzstein.

Die Burgsteinmauer vor Augen geht es wieder in den Wald hinein. Wer konditionsstark ist, kann auch einen Abstecher auf den Gipfel machen. Der Abzweig liegt auf dem Weg. Der Herzsteinweg selbst führt nun etwas steiler hinauf zum Herzstein beim Hinterberg.

Entdeckt wurde der Herzstein von Pfarrer Wick aus Altenmarkt. Der Stein ist etwa fünf Meter hoch und ähnelt einem Menschenherzen. Allerdings steht der Stein auf dem Kopf. Angeblich kann man auf dem Herzstein auch ein lachendes und ein mürrisches Gesicht erkennen.

Der Herzstein ist ein weibliches Lebenssymbol und stellt eine weibliche Doppelkultstätte dar. Der sogenannte Herzzwickel ist zu bewältigen, möchte man sein Kreuzweh oder sonstige Sündenlasten abstreifen. Das durchkriechen des Durchschlupfloches war einst ein Kultbrauch. Dieser Brauch sollte helfen körperliche Leiden loszuwerden.

Der Herzstein soll auch ein Fruchtbarkeitsstein sein. „Es wird daher keine Haftung für etwaige Durchschlupffolgen übernommen.“ Vom Herzstein geht es durch den Wald hinunter zur Straße. Kurz vor der Straße führt ein Stichweg nach links zu einem schönen Aussichtspunkt.

Die Aussichtsstelle gibt den Blick hinunter ins Losenegg frei. Auf dem Weg Nr.11 geht es weiter bis zur Straße.

Das Hauswiesenmoor (fünf Minuten vom Weg entfernt) ist durch das massenhafte Auftreten des Siebensterns bekannt. Beste Jahreszeit um die Blüte zu sehen ist Ende Mai, Anfang Juni. Diese Pflanze ist grundsätzlich nur mehr selten anzutreffen. Der Siebenstern gehört zu den Primelgewächsen und ist eine eiszeitliche Reliktpflanze. Die Blüten haben sieben weiße Kronblätter – daher auch der Name Siebenstern.

Weiter geht es die Landesstraße entlang bis zum Hause Mosgöller, dort zweigt der Herzsteinweg rechts in den Güterweg Undeutsch ein. Links geht es weiter am Forstweg Süß. Wer möchte kann noch den Aussichtsberg Pelletriedel mitnehmen (3 km, Alpenpanorama). Beim Süßenhof führt der Weg links auf der Landesstraße bis zur Kreuzung Richtung St.Oswald. Den Markierungen folgend wird der Hochwasserbehälter erreicht.

Vom Wasserbehälter führt eine Forststraße zur Blutschüssel auf dem Stockberg (20 Minuten zusätzliche Gehzeit). In dieser Blutschüssel sollen einst Blutopfer dargebracht worden sein.

Links von der Blutschüssel bietet sich noch einmal eine schöne Aussicht zum Ostrong. Der Höhenrücken zum Peilstein ist gut zu erkennen. Unten im Großen Yspertal liegt der Ort Altenmarkt.

Beim Weg abwärts nach St.Oswald gibt es noch einige große Granitsteine zu betrachten. Im sonnendurchfluteten Wald wirken die moosbewachsenen Steine besonders mystisch.

Wieder zurück beim Hochwasserbehälter sieht man hinunter nach St.Oswald.

Zurück in St.Oswald kann man den Tag gemütlich ausklingen lassen. Die Gaststätten halten eine stärkende Mahlzeit für fleißige Wanderer bereit. Am Ortsende von St.Oswald lädt ein idyllischer Badeteich ein.

Am Naturbadeteich von St.Oswald kann man müde Beine wieder munter machen. Nach einem erfrischenden Bad lässt es sich in der Liegewiese wunderbar entspannen.