NIEDERÖSTERREICH - Weiten/Waldviertel - Planetenwanderweg
Tour: Planetenwanderweg
Region: Weiten / Südliches Waldviertel
Charakter: Familien- / Wandertour
Dauer: 1 Stunde
Höhendifferenz: ca. 100 m im Auf- und Abstieg
Charakter: Planetenwanderweg, Wanderweg mit Schautafeln durch unser Sonnensystem im Maßstab 1:1,6 Milliarden Anreise: A1, bei Melk über die Donau, auf B3 und ab Weitenegg auf der B216 nach Weiten
Der Planetenwanderweg beginnt in Weiten. Der Ort liegt im Ysper-Weitental in der Region Südliches Waldviertel. Weiten lag einst an einer wichtigen Mautstraße. Das Ortsbild ist noch heute von der mittelalterlichen Handelstradition geprägt. Der Plantetenwanderweg führt durch unser Sonnensystem. Ein maßstabsgetreuer Wanderweg mit Schautafeln informiert über astronomische und astrologische Details.
„Tal der Sonnenuhren“ wird das Weitental heute genannt. Im gesamten Ysper-Weitental befinden sich mehr als 50 Sonnenuhren. Sie sind an Schlössern, Kirchen, Hauswänden oder auch in Gärten zu entdecken. Die „Vorfahren“ der heutigen Sonnenuhren waren natürlicher Art. Die Schatten der Sonnenstrahlen an Felsen oder Bäumen waren Zeitmessinstrumente einer einfacheren Art.
Die Waldgebiete nördlich der Donau wurden im 10.Jahrhundert besiedelt. Sie wurden auch als Nordwald bezeichnet. Adelige holten damals hauptsächlich aus Bayern Bauern, welche das Weitental rodeten und sich dort ansiedelten. Durch das Zentrum von Weiten fließt der Weitenbach. Der Name Weiten scheint 1096 erstmals in einer Urkunde auf. Der damalige Name „Witin“ könnte vom gleichnamigen Fluss stammen.
Der Planetenwanderweg beginnt beim Gewerbebaum im Zentrum von Weiten. Der Wanderweg versucht im Maßstab 1:1,6 Milliarden das Verständnis für die Dimensionen unseres Sonnensystems dem Laien begreifbar zu machen. Direkt am Weitenbach, bei der Sonne, befindet sich die erste Schautafel. Die Sonne funktioniert wie ein großes Atomkraftwerk und liefert Energie in Form von Licht und Wärme.
Die Länge des Planetenwanderweges beträgt von der Sonne bis zu dem am weitesten entfernten Planeten Pluto beinahe 6 Milliarden km. Auf der Wanderung entspricht dies 3.716 m. Von der Sonne, dem Zentrum unseres Sonnensystems, geht es die Hauptstraße entlang zum nächstgelegenen Planeten, dem Merkur. Temperaturen von 430° C auf der Sonnenseite und –200° C auf der Nachtseite herrschen dort.
Jedem Planeten werden in der Astrologie ein oder mehrere Sternzeichen zugeordnet. Zwillinge und Jungfrauen stehen im Zeichen des Merkur. Er gilt auch als Patron der Händler, Intellektuellen und Diebe. Der Zwilling wird mit dem Element Luft verbunden. Er gilt als kreativ und auch als Spielernatur. Der „erdigen“ Jungfrau werden dauerhafte Eigenschaften wie Ausdauer, Geduld aber auch Langsamkeit und Trägheit zugeordnet.
Die Venus ist ein Nachbarplanet der Erde. Die Entfernung beträgt 41 Millionen km. Auf dem Planetenwanderweg entspricht dies 25,62 Metern. Die Venus wird auch als Abend- oder Morgenstern bezeichnet. Sie erscheint nach Sonne und Mond als hellstes Objekt am Himmel. Für eine Drehung um die eigene Achse benötigt die Venus 243 Tage. Die Umlaufzeit um die Sonne beträgt 224,7 Tage.
Der Venus entspricht die griechische Liebesgöttin Aphrodite. Neben dem Stier wird auch die Waage von der Venus beherrscht. Dem Stier wird Naturliebe sowie Warmherzigkeit aber auch Hartnäckigkeit zugesprochen. Die Waage hingegen ist sehr harmoniebedürftig. Dem luftigen Element verbunden steht die Waage für Austausch und Mobilität.
Wenn man von der Erde zurück die Straße hinunter blickt sieht man bis zur alten Schlosstaverne. Diese liegt gegenüber der Sonne. Die Entfernung beträgt 149 Millionen km. Der Mond hingegen ist von der Erde nur 384 Tausend km entfernt (0,25 m im Maßstab 1:1,6 Mrd.). Die Erde gilt mit 13 Tausend Kilometern Durchmesser als größter der inneren Planeten. Der Mond ist der zweithellste Planet unseres Sonnensystems.
Die Schwerkraft des Mondes beträgt nur ein Sechstel von dem der Erde. Ein Raumschiff, welches den Mond verlässt benötigt aus diesem Grund sechsmal weniger Energie, als wenn es die Erde verlässt. Der Mond dreht der Erde immer die gleiche Seite zu. Während er sich in 27,32 Tagen um sich selbst dreht, umrundet er dabei gleichzeitig die Erde.
An der Hausmauer hinter Mond und Erde ist eine Sonnenuhr zu sehen. Diese Sonnenuhr wurde auf das Haus gezeichnet. Eine Wandsonnennuhr muß zunächst berechnet werden. Dazu benötigt man die genaue Lage des Hauses gemessen am Längen- und Breitengrad. In welche Richtung die Hauswand zeigt ist ebenfalls zu berücksichtigen. Der Schattenstab ermöglicht das Ablesen der Uhrzeit.
Die Sonnenuhr als Zeitmeßgerät hat eine lange Geschichte. 1.500 v.Chr. entstand der Steinkreis von Stohnhenge. Der Pharao Thutmosis der III. besaß eine Ägyptische Riesensonnenuhr. Kaiser Augustus (63 v.Chr.-14 n.Chr.) ließ die größte Sonnenuhr der Antike mit einer Länge von 400 Metern anfertigen.
Der Mars wird auch als Roter Planet bezeichnet. Das auf diesem Planeten enthaltene Eisenoxyd lässt ihn rötlich erscheinen. Auf dem Mars gibt es Krater und Vulkane. Der größte Vulkan unseres Sonnensystems ist mit 700 km Durchmesser und 27 km Höhe der Olympus Mons. Valles Marineris ist mit 5.000 km Länge und 6 km Tiefe der größte Mars-Canyon.
Der Durchmesser vom Mars ist mit rund 7.000 km halb so groß wie jener der Erde. Er hat zwei Monde. Der Kriegsgott Mars beherrscht den Widder. Jedem Sternzeichen wird ein Körperteil zugeordnet. Der Widder wird vom Kopf beherrscht. Impulsives und engagiertes Handeln entsprechen dem eher autoritären Widder. Im Hintergrund der Schautafel sieht man die Pfarrkirche Weiten.
Die Pfarre von Weiten kann auf eine interessante Geschichte verweisen. Die Bayern weiteten ab dem Jahr 955 - nach ihrem Sieg über die Ungarn - ihren Landausbau aus. Die Region Passau wuchs zu beiden Seiten der Donau bis zur March und Leitha. Das Land wurde gemeinsam mit anderen bayerischen Diözesen erschlossen und kirchlich erfasst. Die Entstehung der Pfarre von Weiten wird im Jahre 1050 angenommen.
Die erste urkundliche Erwähnung der Pfarre „Witin“ erfolgte 1096. Der südlich der Donau ansässige Graf von Peilstein-Tenglingen war am Erschliessungvorgang des Landes nördlich der Donau (Nordland) maßgeblich beteiligt. Die Pfarre Weiten hatte im 11.Jahrhundert als eine der großen Mutterpfarren von Niederösterreich große Bedeutung.
Die Kirche war einst in romanischem Stil errichtet worden. Heute kann man dies nur mehr an einer Grabplatte im Fußboden erkennen. Im 14.Jahrhundert begann ein gotischer Um- bzw. Neubau. Die 70 mittelalterlichen Glasgemälde stellen eine Besonderheit dar.
Der Planetenweg führt weiter zum Prangerplatz. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite kann man eine Orgelpfeifenuhr sehen und hören. Zu jeder vollen Stunde ertönt das Pfeifen der Uhr.
Viele Berühmtheiten, wie Kopernikus, Galilei oder Dürer beschäftigten sich mit Sonnenuhren. Die Hochblüte der Kunst des Sonnenuhrbaues war im 17.Jahrhundert. Das Interesse an Sonnenuhren ging mit der Erfindung der Räderuhr zurück. Heute erfährt die Sonnenuhr allerdings wieder eine Renaissance.
Der Ort Weiten hatte einst große Bedeutung. Das Weitental war ein wichtiger Handelsweg von der Donau in Richtung Norden. Salz und Eisen wurden aus den Alpen in nördliche Gebiete transportiert. Der erste Siedlungskern entstand bei der Burgkirchenanlage. Als Ort der Gerichtsbarkeit wurde der Prangerplatz zum zweiten Zentrum.
Weiten gehörte zur Herrschaft Mollenburg. 1313 erhielt Weiten das Marktrecht. Es wurden regelmäßig Markttage abgehalten. Wer seine Güter durch den Ort transportieren wollte mußte Maut entrichten. Die neu errichtete Jörg-Mauthe-Milleniumssonnenuhr schmückt heute den einstigen Marktplatz.
Weiten war eine Stadt des Handels in der sich auch viele Handwerker niederliessen. In nahezu jedem Haus des Prangerplatzes wurde ein Gewerbe betrieben. Vor 200 Jahren gab es 54 Geschäfte in Weiten. Noch im Jahre 1911 wurden die Lampen mit Petroleum beleuchtet. Nachtwächter gingen durch den Ort um die Lampen zu putzen und in Betrieb zu halten.
Kurz nach dem Prangerplatz erreicht man das Sonnenuhrenmuseum der Firma Jindra. Die ganzjährige Ausstellung „Sonne, Zeit und Ewigkeit“ kann hier besichtigt werden. Neben geschichtlichen Details kann man Interessantes über die Entstehung und die Herstellung von Sonnenuhren lernen.
Sonnenuhren können auch andere Funktionen als das Ablesen der Zeit erfüllen. Je nach Berechnung kann man Sonnenwenden, Tag- und Nachtgleiche, Jahreszeiten oder Markierungen für bestimmte Tage im Jahr anzeigen lassen. Auch Abweichungen zur Räderuhr (Sommer-, Winterzeit) können angezeigt werden. Welche Zeit nun die „Richtigere“ ist, darüber läßt es sich hier gemütlich philosophieren.
Im Garten des Museums kann man verschiedene Arten von Sonnenuhren besichtigen. Wandsonnenuhren können entweder gezeichnet oder aus Metall gefertigt sein. Weiters gibt es Bodensonnenuhren und Stand-Äquatorial-Sonnenuhren. In jedem Fall aber muß die Sonnenuhr an den Standort angepaßt sein. Eine genaue Berechnung ist also unerläßlich. Jede Sonnenuhr ist somit ein Unikat.
Direkt an der Hausaußenseite des Museums, wieder auf dem Planetenwanderweg, begegnet man dem Jupiter. Die Größe der Planeten auf den Schautafeln entspricht im Maßstab 1:1,6 Milliarden ihrer tatsächlichen Größe. Jupiter, ist der größte Planet des Sonnensystems. In der römischen Religion gilt Jupiter als der höchste Gott, der Beherrscher von Himmel, Licht, Regen und Donner.
Vor dem Sportplatz zweigt der Wanderweg nach links aufwärts ab. Die nächste Station ist der Saturn. Er ist von der Erde aus mit freiem Auge gerade noch sichtbar. Seine Masse beträgt das 95fache jener der Erde. Der Saturn besitzt sieben Saturnringe mit einem äußeren Durchmesser von 274.000 km. Beeindruckend ist weiters die Zahl von 19 Monden.
Die Abstände zwischen den Planeten werden nun immer größer. Rund 900 Meter und damit 1,4 Milliarden km liegen zwischen Saturn und Uranus. Der Uranus ist ein Gasplanet und besteht fast ausschließlich aus Wasserstoff und Helium. Die Oberflächentemperatur beträgt eisige –185° C. Während der Uranus sich in rund 17 Stunden um seine eigene Achse dreht, benötigt er zur Umrundung der Sonne 84 Jahre.
Der Planetenweg ist mit der Nr. 81 gekennzeichnet. Eine Broschüre zum Wanderweg mit detaillierten Informationen über unser Sonnensystem, Astronomie und Astrologie ist in allen Betrieben und Geschäften entlang des Weges erhältlich.
Durch Feld- und Wiesenwege geht es weiter zum nächsten Planeten. Eine idyllische Ruhe und Weite umgibt den Wanderer hier heroben.
Der Neptun hat die größten Abstände zu seinen Nachbarplaneten. Blickt man vom Neptun hinunter sieht man bis nach Weiten. Die Planeten Sonne bis Jupiter liegen an der Straße in Weiten. Der Neptun jedoch ist mehr als 2 km (1:1,6 Mrd.Maßstab) bzw. 3,7 Milliarden km entfernt. Die Stelle hier zwischen den Feldern und Wiesen eignet sich besonders gut um sich die Relationen vor Augen zu führen.
Der Neptun sieht wie eine blaue Scheibe aus. Die Färbung rührt von Methan in der oberen Atmosphäre. Der römische Meeresgott und der griechische Poseidon stehen für das fließende Element Wasser. Das Sternzeichen Fisch findet hier seine Entsprechung als gefühlvoller, phlegmatischer Typ.
Vorbei an Kornfeldern und Blumenwiesen führt der Planetenwanderweg nun leicht abwärts zum Ort „Am Schuss“. Das Weitental liegt zwischen den beiden Höhenzügen des südlichen Waldviertels, dem Jauerling (959 m) und dem Ostrong (1.060 m)
Eine Rastbank lädt zu einer gemütlichen Pause ein. Unten liegt der Ort „Am Schuss“. Rechts davon sieht man den Moosberg. Der Ort Moos liegt im Tal weiter nord-östlich. Die Namen lassen sich mit der hohen Feuchtigkeit in dieser Gegend erklären. Im Ort „Am Schuss“ kreuzen sich der Weitenbach und der Wehrbach (Heiligenbluterbach).
Einst lagen eine Mühle und ein Sägewerk im Ort „Am Schuss“, der diesen Namen bereits im Jahr 1430 trug. Die Bezeichnung leitet sich von dem unter dem Wasserrad hervorschießenden Wasser ab. Auf den Grundstücken der Ortschaft wurden früher Heilpflanzen angebaut und verarbeitet. In den heutigen Blumenwiesen kann man beispielsweise die Arnika entdecken.
Die Arnika wird auch Bergwohlverleih, Kraftwurz oder Wolfsblume genannt. In der Blütezeit von Juni bis Juli werden Blüten, Blätter und Kraut gesammelt. Früher wurde Arnika innerlich als Anregungsmittel für die Schleimhäute von Magen und Darm verwendet. Heute wird Arnikasalbe bei Verletzungen wie Zerrungen oder Gelenkschmerzen verwendet. Die unter Naturschutz stehende Pflanze wird immer seltener.
Im Ort „Am Schuss“ befindet sich der am weitesten von der Sonne entfernte Planet unseres Sonnensystems, Pluto. Der Abstand von der Sonne beträgt beinahe 6 Milliarden km (3,7km, 1:1,6 Mrd. Maßstab). Für eine Umlaufzeit um die Sonne benötigt Pluto 248 Jahre. Eine faszinierende Reise durch die relativen Dimensionen unseres Sonnensystems findet hier beim Pluto ihr Ende. Zurück nach Weiten geht es der Strasse entlang.